Informationen zur Untersuchung zu den neun Grundorientierungen in Beziehungen
Es werden in diesem Artikel einige Zusatzinformationen zur Presseerklärung gegeben, die sich beziehen auf:
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- Stichprobe und Durchführung
- Informationen zu Gleichklang und Guido F. Gebauer
- Einfluss der Grundorientierungen auf die sexuelle Zufriedenheit
- Einfluss der Grundorientierungen auf die Trennungsrate
- Zusammenhänge zu Alter, Geschlecht und Bildungsstand
- Fragebogen-Material (Fragen und Antwortformate)
- Statistische Hinweise zur Datenauswertung
- Informationen zu Aussagekraft/Grenzen der Befunde
Für Nachfragen, Interviews etc. steht Dr. Guido F. Gebauer jederzeit zur Verfügung: www.gfgebauer.de
1. Stichprobe und Durchführung
Die Untersuchung wurde durch den Diplom-Psychologen und Dating-Coach Dr. Guido F. Gebauer für die psychologische Dating-Plattform Gleichklang durchgeführt.
- Es handelte sich um eine Online-Erhebung, die vom 02.07.2023 bis zum 29.07.2023 stattfand. Die Untersuchung wurde beendet, nachdem die 1000. Person die Umfrage ausgefüllt hatte.
- An der Befragung beteiligten sich insgesamt 585 Frauen, 398 Männer und 17 nicht-binäre Personen im Alter von 18 bis 83 Jahren (Durchschnittsalter: 51,8 Jahre).
- Teilnehmende waren Gleichklang-Mitglieder oder Gleichklang-Interessent:innen.
- 70 % der Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der Untersuchung Singles und schätzten daher ihre letzte Beziehung ein. 30 % befanden sich zum Untersuchungszeitraum in einer partnerschaftlichen Beziehung und schätzten ihre aktuelle Beziehung ein. Das Überwiegen von Singles erklärt sich damit, dass Gleichklang-Mitglieder und Interessent:innen mehrheitlich noch auf der Suche sind.
- 83 % der Teilnehmenden gaben an, heterosexuell zu sein. 17 % gaben diverse sexuelle Orientierungen an, wie homosexuell (4,4 %), bisexuell (7,2 %), pansexuell (2,9 %), skoliosexuell (Interesse für nicht-binäre Personen, 0,4 %) oder asexuell (2,0 %).
2. Informationen zu Gleichklang und Guido F. Gebauer
Gleichklang ist eine psychologisch fundierte Partnervermittlung und Kennenlern-Plattform, bei der die Suche nach zwischenmenschlichen Beziehungen durch psychologische Matching-Methoden unterstützt wird. Diese werden fortwährend an aktuelle Untersuchungsbefunde und Umfragen angepasst.
Guido F. Gebauer ist Diplom-Psychologe und Mitgründer von Gleichklang. Er studierte in Trier, Berlin und Cambridge (UK), wo er zum Thema “unbewusstes Lernen und Intelligenz” bei N. J. Mackintosh promovierte. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Rechtspsychologen und war mehr als 10 Jahre in der psychologischen Begutachtern von Straftätern tätig. Zeitgleich begründete er mit mehreren Kollegen Gleichklang und beschäftigt sich seither intensiv mit Datenanalysen und Umfragen zu Dating-Themen. 2022 veröffentlichte er seinen psychologischen Dating-Ratgeber “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht”, in dem er eine Vielzahl von Studien und eigenen Beobachtungen zusammenbringt, um zu erklären, was die Struktur der Online-Partnersuche tatsächlich ist und welche Möglichkeiten und Risiken mit ihr verbunden sind.
Aktuell befindet sich Gleichklang in einer größeren Umstellung des psychologischen Matching, wofür auch diese Umfrage eine Vorarbeit ist.
3. Einfluss der Grundorientierungen auf die sexuelle Zufriedenheit
(Diese Ergebnisse wurden in der Presseerklärung aus Platzgründen nicht erwähnt. )
Einflüsse der neun Grundorientierungen an sich
Die Zusammenhänge der neun romantischen Grundorientierungen zur sexuellen Zufriedenheit sind in der Pressemitteilung aus Platzgründen nicht benannt:
Sechs Orientierungen beeinflussen im Durchschnitt die sexuelle Zufriedenheit:
- “Lust und Sex” erhöht die sexuelle Zufriedenheit, und zwar in beiden Orientierungen. Am höchsten ist also die sexuelle Zufriedenheit, wenn beide (alle) sich am Thema der Liebe als “Lust und Sex” orientieren. Der Effekt von “Lust und Sex” auf die sexuelle Zufriedenheit ist höher als der Effekt aller anderen Orientierungen.
- “Leid und Schmerz” senkt die sexuelle Zufriedenheit, wenn es die eigene Orientierung ist, nicht aber, wenn es die Partner:innen betrifft. Ähnlich war es bereits bei der Beziehungszufriedenheit.
- “Engagement” erhöht die sexuelle Zufriedenheit, wenn es von den Partner:innen ausgeht. Die eigene Orientierung hat keinen Einfluss. Auch dies entspricht dem Effekt bei der Beziehungszufriedenheit.
- “Moment der Freiheit” verbessert die sexuelle Zufriedenheit, wenn dies die Orientierung der Partner:innen ist, die Freiheit geben. Als eigene Orientierung ergibt sich kein Zusammenhang zur sexuellen Beziehungszufriedenheit, wie es sich auch bei der Beziehungszufriedenheit zeigte.
- “Errettung und Aufopferung” reduziert die sexuelle Zufriedenheit als Orientierung der Partner:innen, hat aber keinen Einfluss als eigene Orientierung auf die Beziehungszufriedenheit. Wenn Partner:innen Beziehung als Errettung aus der Not sehen, sind wir also eher sexuell unzufriedener.
- “Nutzen und Nüchternheit” reduziert die sexuelle Zufriedenheit, wenn dies die Orientierung der Partner:innen ist, nicht aber, wenn es die eigene Perspektive ist. Bei der Beziehungszufriedenheit, führte eine eigene Orientierung an “Nutzen und Nüchternheit” eher zu einer höheren Beziehungszufriedenheit, was sich bei der sexuellen Zufriedenheit nicht zeigt.
- Keinen Einfluss auf die sexuelle Zufriedenheit haben die Themen “Monogamie versus Nicht-Monogamie”, “Liebe als Familiengründung “sowie “Liebe als Lebens- und Versorgungsgemeinschaft”.
Zusammenfassend, wirkt sich insbesondere die Orientierung “Lust und Sex” dezidiert günstig auf unsere sexuelle Zufriedenheit aus. Günstig wirken sich ebenfalls aus “Freiheit” und “Engagement”. Ungünstig wirken sich aus “Errettung und Aufopferung”, “Nutzen und Nüchternheit”, sowie “Leid und Schmerz”.
Einfluss der Passung der Partner:innen in den Grundorientierungen
Abgesehen von der Liebe als “Lebens- und Versorgungsgemeinschaft” und der “Liebe als Familiengründung und Fortpflanzung”, die keinerlei Zusammenhang zur sexuellen Zufriedenheit zeigten, gingen Abweichungen der Teilnehmenden und ihrer Partner:innen bei allen weiteren sieben Orientierungen mit einer geringeren sexuellen Zufriedenheit der Teilnehmenden einher.
Übereinstimmung bei dem meisten romantischen Orientierungen spiegelt sich also in einer höheren sexuellen Zufriedenheit wider.
Mit Abstand wirkte sich dabei in unserer Umfrage eine Abweichung bei “Lust und Liebe” am ungünstigsten aus. “Lust und Liebe” scheint insofern unter allen Bedingungen ein besonders starker Einflussfaktor auf die sexuelle Zufriedenheit zu sein. Dies ist auch plausibel vor dem Hintergrund von Studien, dass sexpositive Einstellungen von großer Bedeutsamkeit für Erreichung und Aufrechterhaltung von sexueller Zufriedenheit sind.
Wie auch bei der allgemeinen Beziehungszufriedenheit unterstützen die Befunde zur sexuellen Zufriedenheit die Annahme, dass eine Übereinstimmung in den romantischen Orientierungen für die Zufriedenheit von Paaren förderlich ist.
4. Einfluss der Grundorientierungen auf die Trennungsrate
Erwartungsgemäß waren die durchschnittliche Beziehungszufriedenheit und die durchschnittliche sexuelle Zufriedenheit in fortbestehenden Beziehungen signifikant höher als in Beziehungen, die sich zum Befragungszeitraum bereits aufgelöst hatten.
Es ergaben sich folgende Zusammenhänge zwischen dem Status (fortbestehend, getrennt) und den 9 Grunddimensionen:
Eigene Perspektive:
- Fortbestehende Beziehungen hatten eine geringere Ausprägung in Liebe als Leid und Schmerz, Liebe als Monogamie und Liebe als Liebe als Lebens- und Versorgungsgemeinschaft. Keine weiteren Einflüsse der eigenen Perspektive waren erkennbar.
Partner:innen-Perspektive:
- Fortbestehende Beziehungen hatten eine höhere Ausprägung in den Grunddimensionen Liebe als Engagement, aber eine geringere Ausprägung in Liebe als Monogamie, Liebe als Nutzen und auch Liebe als Familiengründung. Keine weiteren Einflüsse der Partnerperspektive waren erkennbar.
Keinen Einfluss auf die Trennungswahrscheinlichkeit übten die Betragsdifferenzen in den Grundorientierungen aus, wenn zunächst eigene und Partner:innnen-Perspektive und erst danach die Differenzen als Prädiktoren herangezogen wurden. Dies unterscheidet sich von dem Befund zur Beziehungszufriedenheit und sexuellen Zufriedenheit, wo sich eine Bedeutung von Betragsdifferenzen zeigte.
5. Alter, Geschlecht und Bildungsstand
Es wurden ebenfalls die Zusammenhänge von Alter, Geschlecht und Bildungsstand mit den 9 Grundorientierungen berechnet. Es zeigten sich folgende Zusammenhänge:
Eigen-Perspektive:
- Höheres Alter ging einher bezüglich der Eigenperspektive mit weniger “Leid und Schmerz”, weniger Errettung und mehr Freiheit im Hier und Jetzt.
- Ein höhere Bildungsstandard ging einher mit weniger “Errettung” und “Freiheit im Hier und Jetzt”.
- Frauen zeigten mehr “Leid und Schmerz” “Engagement” und “Monogamie”, geringere Ausprägungen aber in Errettung, Nutzen, Lust und Liebe.
Partner:innen-Perspektive:
- Es zeigten sich keinerlei Zusammenhänge zum Bildungsstand.
- Mit wachsendem Alter waren Lust und Liebe und Leid und Schmerz geringer.
- Frauen schilderten bei ihren Partner:innen mehr “Nutzen”, mehr “Lust und Liebe” und weniger Errettung.
Korrelationen zu Beziehungszufriedenheit und sexueller Zufriedenheit
- Wachsendes Alter war mit einer minimal ansteigenden Beziehungszufriedenheit assoziiert. Es gab keine weiteren Zusammenhänge zwischen Alter, Bildungsstand, Geschlecht zur Beziehungszufriedenheit oder zur sexuellen Zufriedenheit.
- Sexuelle Zufriedenheit und Beziehungszufriedenheit waren miteinander korreliert.
- Alter, Geschlecht und Bildungsstand beeinflussten nicht die hier eigentlich interessierenden Zusammenhänge zwischen den neun Grundorientierungen (in beiden Perspektiven), der Beziehungszufriedenheit und der sexuellen Zufriedenheit. Diese Zusammenhänge sind insofern als robust zu bewerten.
6. Fragenbogen-Material und Antwortformate
Es wurden 81 Storys of Love erhoben. Als eine Story of Love gilt dabei eine zugespitzte Formulierung, die auf eine bestimmte Story, Einstellung, ein bestimmtes Bild oder eine Haltung zu Beziehungen hinweist.
Art der Storys
- Liebe als Garten
- Liebe als Reise
- Liebe als Demokratie
- Liebe als Geschäft
- Liebe als Machtausübung
- Liebe als verschworene Gemeinschaft
- Liebe als Sex
- Liebe als Kunstwerk
- Liebe als Hier und Jetzt
- Liebe als House and Home
- Liebe als Horror
- Liebe als Ausbeutung
- Liebe als Errettung aus seelischer Not
- Liebe als Vertrautheit
- Liebe als Theaterspiel und viele weitere …
Vorgabe der Storys
Die Storys wurden den Teilnehmenden in zufälliger Reihenfolge angezeigt. Sie sollten auf einer vierstufigen Skala jeweils angeben, ob diese Storys zutraf/zutrifft oder nicht. Die Stufen lauteten: Starke Ablehnung, Ablehnung, Zustimmung, starke Zustimmung.
Jede Story wurde durch alle Teilnehmenden dreifach eingestuft:
- als eigene Story
- als Story der Partner:innen
- als Ideal-Story
Die aktuelle Auswertung bezieht sich auf die eigene Story und die Story der Partner:innen. Erste Auswertungen zu den Ideal-Storys finden sich in diesem Blog-Artikel.
Zusätzlich zu der Einstufung der Storys wurden die Befragten gebeten, ihre Zufriedenheit mit der eingestuften Beziehung auf einer 6-stufigen Skala von sehr unzufrieden bis hin zu sehr zufrieden einzustufen (sehr unzufrieden, unzufrieden, eher unzufrieden, eher zufrieden, zufrieden,sehr unzufrieden).
Auf der genau gleichen 6-stufigen Skala gaben die Teilnehmenden ebenfalls ihre sexuelle Zufriedenheit an.
Es wurde ebenfalls der Status der Beziehung (fortbestehend, getrennt) erfragt.
Als weitere Informationen wurden von den Teilnehmenden u.a. erhoben ihr Alter in Jahren, ihr Geschlecht (Mann, Frau, nicht-binär), ihre sexuelle Orientierung (heterosexuell, homosexuell, bisexuell, skoliosexuell, asexuell), sowie ihr höchster erreichter Bildungsstand auf einer 9-stufigen Skala von kein Abschluss bis zur Habilitation (kein Abschluss, Hauptschule, Realschule, Fachabitur, Abitur, Fachhochschulstudium, Hochschulstudium, Promotion, Habilitation).
Den Teilnehmenden wurden des weiteren Fragen zu ihren politischen Ansichten und Parteipräferenzen gestellt, die nicht Teil dieser Auswertung sind. Zu einem späteren Zeitpunkt wird ausgewertet werden, welche Zusammenhänge zwischen politischen Einstellungen und den Grundorientierungen zur Liebe bestehen.
7. Statistische Auswertungen
Statistische Identifikation der neun Grundorientierungen
Die Identifikation der neun Grundorientierungen der Liebe erfolgte mit einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation:
Es wurde ausgehend vom Scree-Plot mit 5 Komponenten begonnen und sodann die Extraktion schrittweise um jeweils eine Komponente erhöht, bis eine Lösung nicht mehr interpretierbar war. Als interpretierbar wurde eine Lösung aufgefasst, wenn sie durch mindestens zwei Storys of Love mit einer Komponentenladung von > ,30 definiert war und diese Ladungen die höchsten Ladungen der jeweiligen Storys auf den extrahierten Grunddimensionen waren. Zudem musste die Lösung inhaltlich verständlich und entsprechend mit einem aussagekräftigen Namen für die Komponente zu bezeichnen sein. Dieses Vorgehen wurde unabhängig voneinander für die “eigenen Geschichten” und die “Geschichten der Partner:innen” durchgeführt.
In beiden Fällen resultierten 10 Komponenten, wobei aber nur 9 Komponenten zwischen der eigenen Perspektive und der wahrgenommenen Perspektive der Partner:innen virtuell identisch waren. Es wurden sich daher dafür entschieden, in beiden Fällen eine 9-Komponenten-Lösung zu extrahieren. Die Werte auf den Komponenten wurden sodann für alle teilnehmenden Personen gespeichert und den nachfolgenden Analysen zugrunde gelegt.
Berechnung der Einflüsse auf die Beziehungszufriedenheit und sexuelle Zufriedenheit
Die Erfassung der Einflüsse der Orientierungen der eigenen Person und der Partner erfolgte über 9 lineare Regressionsanalysen (für jede Orientierung eine Analyse), wobei jeweils die Perspektive der eigenen Person und der Partner:innen als Prädiktoren und die Beziehungszufriedenheit bzw. die sexuelle Zufriedenheit das vorherzusagende Kriterien behandelt wurden. Ein Einfluss wurde nur dann als signifikant bewertet, wenn die Fehlerwahrscheinlichkeit kleiner als 5 %.
Für die Berechnung des Einflusses der Passung wurden zunächst 9 Betragsdifferenzen gebildet, wobei für jeder der 9 Orientierungen die eigene Perspektive von der Perspektive der Partner:innen abgezogen wurde. So ergaben sich neun Betragsdifferenzen. Nachfolgend wurden für jede Betragsdifferenz eine hierarchische Regressionsanalyse gerechnet, wobei zuerst die Orientierung in den beiden Perspektiven (eigene Perspektive, Partnerperspektive) und erst danach die Betragsdifferenz als Prädiktoren eingingen. Vorherzusagende Kriterien waren wiederum die Beziehungszufriedenheit und die sexuelle Zufriedenheit. Ein Einfluss wurde nur dann als signifikant bewertet, wenn die zusätzliche Berücksichtigung der Betragsdifferenz unter Zugrundelegung einer maximalen Fehlerwahrscheinlichkeit von 5 % zu einer signifikant höheren Varianzaufklärung in den Kriterien führte.
8. Aussagekraft/Grenzen der Befunde
Die aktuelle Studie stützt sich auf den Ansatz der Storys of Love, der durch den Psychologen Sternberg begründet wurde. Es liegen zu diesem Ansatz bisher keine wissenschaftlichen Befunde vor, die ursächlich nachweisen könnten, dass sich Passungen oder Unpassungen in diesen Storys günstig oder ungünstig auf Beziehungen auswirken. Ebenso fehlen Untersuchungen, die die Stabilität dieser Storys im Zeitverlauf untersuchen würden.
Die aktuelle Umfrage macht einen ursächlichen Einfluss nur im Rahmen der psychologischen Interpretation wahrscheinlich. Die Ergebnisse sind konsistent mit einer ursächlichen Interpretation. Belegt werden können solche Ursacheneffekte jedoch nur durch wesentlich aufwändigere Längsschnittanalysen. Hilfreich wären auch Interventionsstudien, die den Einfluss von Veränderungen dieser Storys auf Love in Beziehungen auf die Beziehungszufriedenheit untersuchen würden. Auch solche Studien fehlen.
Auch wenn ein stabiles wissenschaftliches Fundament im Sinne klarer empirischer Belege fehlt, gibt es guten Grund für Partnersuchende, sich an den Storys of Love ihrer Partner:innen oder den aktuell identifizierten neun Grundorientierungen auszurichten. Schließlich müssen Partnersuchende bereits jetzt handeln und können nicht auf womöglich erst in Jahrzehnten vorliegende Studien warten.
Hat jemand eine Grundorientierung „Familiengründung“ und die andere Person genau nicht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hieraus Probleme entstehen. Das gleiche gilt, wenn jemand eine Orientierung der Monogamie und die andere Person eine Orientierung der Nicht-Monogamie hat. Vergleichbare Effekte sind ebenfalls für die anderen Grundorientierungen zu erwarten.
Die Parttner:innen-Orientierung wurde aus Sichtweise der Beteiligten erfragt, nicht objektiv ermittelt durch separate Befragung der Partner:innen. Dabei ist aus der Psychologie bekannt, dass solche subjektiven Übereinstimmungen oft wichtiger sind als die objektiven Übereinstimmungen.Sie bedeuten nämlich aus der Perspektive der Betreffenden, dass sie jedenfalls das Gesamt Verhaltens- und Erlebensmuster ihrer Partner:innen so deuten und deuten können, dass eine Übereinstimmung (oder eine Diskrepanz) erkennbar wird.
Die Ergebnisse könnten noch aussageräftiger werden, wenn zusätzlich küftig auch die objektive Partner:innen-Übereinstimmung erfasst werden würde, was freilich bei weitem aufwändiger ist.
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage machen – trotz aller Begrenzungen – deutlich, dass sich verschiedene Grundorientierungen in Beziehungen differenzieren lassen, wobei in einem weiten Sinne es an der Gestaltung der Beziehungen liegt, welche Beziehungsqualität erreicht wird. Gleichzeitig ergeben sich aus der Umfrage aber auch klare Hinweise dafür, dass starke Differenzen in den Grundorientierungen sich ungünstig auf die Beziehungszufriedenheit und die sexuelle Zufriedenheit auswirken können.
Da sie handeln und entscheiden müssen, macht es Sinn, wenn Partnersuchenden diese Differenzen als kausal interpretieren und daher nach Menschen suchen, mit denen die Differenzen möglichst gering sind.
Ebenso ist es sinnvoll für bestehende Paare, wenn diese daran arbeiten, mit Differenzen umzugehen und sowiet als möglich Übereinstimmung aufzubauen.
In welchem Ausmaß sich diese Effekte später tatsächlich als kausal erweisen, wird künftige Forschung zeigen.